50 Jahre IT

1970: in Linz beginnts

Der Sprung von der gesicherten Sparkassenwelt in die EDV (Elektronische Datenverarbeitung) war 1970 ein Kulturschock. Bei einer Sparkasse lief alles in geregelten Bahnen ab und in der EDV herrschte das kreative Chaos. Fundierte Programmierausbildung gab es keine und nach Schnellsiederkursen in einer maschinennahen (Bull-Basisautocode) und einer höheren Programmiersprache (COBOL) ging es zur Sache.

Programmieren war in den 70ern ein mühsamer Prozess. Das Programm wurde auf Codierblätter geschrieben, dann wurden die Lochkarten von der Locherin erstellt und vom Programmierer in das Rechenzentrum geschickt. Zurück kam eine Liste und mit Glück die Bestätigung, dass das Programm lauffähig ist. Danach wurde mit Testfällen die Funktionstüchtigkeit verifiziert. War diese gegeben, ging es ab in den Echtbetrieb. Die wirklichen Probleme stellten sich leider oft erst in der Praxis heraus. Rückblickend ist es für mich ein Wunder, dass es trotzdem immer irgendwie funktioniert hat

Allgemeine Sparkasse Linz

Allgemeine Sparkasse Linz

In den Räumen der Allgemeinen Sparkasse Linz wurde im März 1970 das erste SPARDAT-Rechenzentrum  mit einer Bull-GE 415 (Kernspeicher 16 k Worte) eröffnet. Das bunt zusammengewürfelte fünfköpfige Projektteam (mit dabei:  Herbert Suntych, Sepp Hutter und Heinrich Hinterberger) war im totalen Stress. Für einen Anfänger war da kein Platz und so durfte ich als Beschäftigungs-Therapie den Giroabschluss in der  maschinennahen Sprache Bull-Basisautocode schreiben – eingesetzt wurde das Programm nie! Den ersten Computer sah ich im ORF-Rechenzentrum – es war der Wahlcomputer, der mich schon immer fasziniert hat. Ich sollte dort ein Programm testen und hatte davon natürlich keine Ahnung. Ich erkundete die Maschine bis der ORF-Operator meinem Treiben ein jähes Ende setzte – das war mein letzter ORF-Auftritt. Endlich durfte ich auch nach Linz. Wegen des bevorstehenden Einsatzes war ich dort als „Mädchen für alles“ gefragt. Einer alten Dame, die wegen der lauten Klimaanlage nicht schlafen konnte, überreichte ich Blumen und für das leibliche Wohl der gestressten Programmierer holte ich Grillhendl und Bier vom gegenüberliegenden Wienerwald. Das war mein Beitrag zur Umstellung der Allgemeinen Sparkasse auf das SPARDAT-Buchungssystem.

SPARDAT-Rechenzentrum Linz

SPARDAT-Rechenzentrum Linz mit dem Geschäftsführer Erwin Standl (im Anzug) und dem Organisator Herbert Suntych (im weißen Hemd)

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