Als Kind der Nachkriegszeit kann ich auf die rasante Entwicklung vom Ende des 2. Weltkriegs bis heute zurückblicken. Meine Biographie ist eingebettet in die zeitlichen Rahmenbedingungen und vermittelt meine persönliche Sicht auf die Entwicklung in Österreich vom Kriegsende bis heute.
Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder – 1945 bis 1969
Der Krieg war zu Ende. Viele Soldaten sind gefallen, kehrten verwundet und traumatisiert zurück oder waren noch in Kriegsgefangenschaft, viele Frauen wurden so zu Alleinerzieherinnen. Europa lag in Trümmern und war in Ost und West geteilt. Diese Grenze ging mitten durch Österreich, der Osten war russisch besetzt, der Westen und Süden von Amerikanern, Franzosen und Engländern. Über 10 Millionen Deutsche wurden vertrieben und fanden in Deutschland und Österreich ihre neue Heimat. Die Leute hungerten und froren, viele hatten nicht einmal mehr ein Dach über ihrem Kopf. Unter diesen katastrophalen Voraussetzungen und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft begann der Wiederaufbau. 10 Jahre später waren die meisten Schwierigkeiten überwunden und Österreich nach 7 Jahren Nazi-Diktatur und 10 Jahren Besatzung durch die Alliierten endlich wieder frei. Danach begann der wirtschaftliche Aufschwung und brachten für viele einen bescheidenen Wohlstand. Haushaltsgeräte erleichterten zunehmend das tägliche Leben, Motorroller und Motorräder verbesserten die Mobilität und wer es sich leisten konnte, kaufte sich ein Auto und fuhr damit in den Urlaub.
- Leben von 1945 bis 1969 – Essen und Trinken, Wohnen, Finanzen, Mobilität, Information, Kommunikation, Gesundheit.
Mein Heimatort Weinzierl am Walde ist ein kleines Waldviertler Dorf oberhalb der Wachau. Dort erlebte ich in der Nachkriegszeit noch die archaische, bäuerliche Welt. Meine Eltern ermöglichten mir nach der Volksschule eine gute Schuldbildung als Eintritt in ein besseres Leben. 8 Jahre fuhr ich mit dem Bus um 5 Uhr nach Krems in die Schule und maturierte dort an der Handelsakademie. Ein kleines Bauerndorf und eine Stadt waren damals noch völlig unterschiedliche Welten. Dazwischen pendelte ich im wahrsten Sinne des Wortes und war weder in der ländlich, bäuerlichen noch in der städtischen Welt wirklich zu Hause. Nach dem Bundesheer übersiedelte ich nach St. Pölten und begann dort meine Sparkassenlaufbahn. Ich stand endlich auf eigenen Beinen, hatte einen sicheren Job, fühlte mich wohl in der Arbeit und meine Eltern waren stolz auf mich. Sie fielen aus allen Wolken als ich kündigte, um mein Glück in der Elektronischen Datenverarbeitung in Wien zu suchen.
- Mein Leben von 1946 bis 1969 – Leben im Dorf und in der Stadt, Schulzeit am Land und in der Stadt, Freizeit, Radio und Fernsehen, Kultur
Aufbruch nach Europa – 1970 bis 1999
Mit der sozialistischen Alleinregierung unter Bruno Kreisky ging die Nachkriegsära zu Ende. Eine Bildungsoffensive schaffte die Vorausetzung für weiteres Wirtschaftswachstum und eine Fitnesswelle rollte über das Land. Das Auto veränderte das Einkaufs- und Freizeitverhalten und nivellierte das Stadt/Landgefälle. Der Verkehr nahm zu und es wurden neue Autobahnen und Schnellstraßen gebaut. Die Wohnqualität wurde entscheidend verbessert, in den Städten entstanden neue Wohnviertel. Durch den Bau von Einfamilienhäusern wuchsen die Dörfer und veränderten ihr Aussehen. Die UNO-City, die U-Bahn, die Donauinsel, die Gastro-Szene in der Innenstadt und neue Wohnbauten wie der Wohnpark Alterlaa machten Wien zu einer lebenswerten Weltstadt. Der Wintertourismus erlebte seine Hochblüte, bessere Seilbahnen und Liftanlagen wurden notwendig. Immer mehr Arbeitsprozesse wurden durch den Einsatz von Computern automatisiert. Die Trennung Europas war 1989 war mit dem Fall des Eisernen Vorhangs zu Ende. Eine der Folgen war der Zerfall Jugoslawiens mit verheerenden Kriegen und Flüchtlingsstömen Nach langen Verhandlungen und einer Volksabstimmung trat 1995 Österreich der EU bei.
- Leben von 1970 bis 1999 – Essen und Trinken, Wohnen, Bildung und Arbeit, Wirtschaft, Finanzen, Mobilität und Freizeit, Information, Kummunikation, Unterhaltung und Kultur, Gesundheit.
Anfang 1970 wechselte ich in die neu gegründete SPARDAT (Sparkassen-Datendienst – EDV-Serviceunternehmen des Sparkassensektors). Dort habe ich die tiefgreifenden Änderungen im Sparkassengeschäft und in der Computer-Technologie mitgestaltet und dabei ganz Österreich kennen gelernt. Zum Ausgleich und für meine Fitness betrieb ich Ausdauersport und wanderte mit Freunden in den Bergen. Mit meiner Partnerin Martha und unseren 3 Kindern lebten wir zuerst in Brunn am Gebirge und dann in einem Reihenhaus in Wien-Mauer. In unserem Heimatort Weinzierl am Walde adaptierten wir das ehemalige Doktorhaus und verbachten dort viele Wochenende. Besonders in Erinnerung sind mir die schönen Sommer- und Winterurlaube mit der Familie und meine erste große Reise auf den Spuren der Inka nach Bolivien und Peru. An meinem 50. Geburtstag hatte ich mehr erreicht, als jemals erträumt – einen Traumberuf und ein glückliches Familienleben.
- Mein Leben von 1970 bis 1999 – von der Lochkarte zum Internet, Familienglück, Fitness, Unterhaltung und Kultur, unterwegs mit dem Auto, der Bahn und dem Flugzeug.
Internet und Smartphone – 2000 bis heute
Der PC hielt Einzug in Behörden, Büros und viele Haushalte. Damit konnten einfach Schriftstücke und Kalkationen erstellt werden. Der Internetzugriff machte den Austausch von Nachrichten und Dokumenten und die Suchmaschine google den weltweiten Zugriff auf Infomationen möglich. Der Versandhandel revoultionierte das Einkaufsverhalten und Electronic Banking das Bankgeschäft. Die Mobiltelefonie war nicht mehr an einen Standort gebunden und löste immer mehr das gute alte Festnetz ab. Steve Jobs stellte 2007 das iPhone vor – Internetzugriff, Mobiltelefonie, Medienplayer und Fotographie waren so auf einem einzigen, handlichen Gerät möglich. Soziale Netzwerke wie facebook nutzten das Web für neue Formen der Kommunikation. Ein Leben ohne Smartphone ist für die meisten mittlerweile unvorstellbar.Eine einheitliche Währung vereinfacht das Reisen und den Zalungsverkehr in Europa. 2008 stand die Welt vor dem finanziellen Kollaps und noch nie waren soviele auf der Flucht wie im letzten Jahrzehnt. 2020 brachte mit Corona die erste globale Pandemie, das Klima steht an der Kippe und der Ukraine-Krieg markiert das Ende der friedlichen Koexistenz in Europa mit unabsehbaren Folgen.
- Leben von 2000 bis heute – Essen und Trinken, Wohnen, Bildung und Arbeit, Wirtschaft, Finanzen, Mobilität und Freizeit, Information, Kummunikation, Unterhaltung und Kultur, Gesundheit.
Das neue Jahrtausend begann mit einer Reise zum südlichsten Ende der Welt und der Umstellung auf die europäische Einheitswährung EURO. Mit diesem Großprojekt und der Übernahme des Sparkassen-Sektors durch die Erste Bank war für mich nach 33 Jahren die schönste und herausforderndste Zeit meines Berufslebens zu Ende. Ich suchte mein Glück in der boomenden Internet-Branche, baute das Web-Portal einfach-internet.at auf und dokumentiere dort meine zahlreichen Touren und Reisen. Die Kinder haben Partner gefunden, das Haus verlassen und die Familie wuchs um 2 Enkelkinder. Martha arbeitete bis Mitte der 10-er Jahre Teilzeit in der Textilbranche. Es blieb genug Zeit für viele schöne, gemeinsame Wanderungen und Reisen. Wir leben wir in einer modernen und verkehrsgünstigen Wohnung in Wien, führen ein schönes Leben mit viel Kultur und nützen selbstverständlich Smartphone, Internet und PC – Dinge, die in unserer Jugend niemand für möglich gehalten hätte.
- Mein Leben von 2000 bis heute – Einfach Internet, alles ändert sich, Alterspension, Reisen in Österreich, den Kronländern der Monarchie, in Europa und der weiten Welt, Touren in Österreich und Südtirol, unterwegs in und um Wien, die Welt der Oper, Lebensqualität im Alter, Resumee
Ausblick
Breite Kreise der Bevölkerung haben einen noch nie dagewesenen Wohlstand erreicht. Die Folgen des ungebremsten Wachstums spüren wir aber immer mehr: die Temperaturen steigen, Klimakatastrophen mehren sich, die Müllberge wachsen und die Bodenversiegelung nimmt zu. Enorme Anstregungen werden in den nächsten Jahren nötig sein, um nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Internet und Smartphone haben in den letzten 10 Jahren unser Leben grundlegend verändert und ein Ende der Möglichkeiten ist noch immer nicht abzusehen. Das Internet ist wie die Energieversorgung eine kritische Infrastruktur geworden, ein flächendeckender Ausfall wäre daher eine Katastrophe. Der Finanz-Kapitalismus lässt die Schere zwischen arm und reich immer weiter aufgehen. Kriege, Überbevölkerung, schlechte Lebensbedingungen und Klimakatastrophen führen zu immer größeren globalen Flüchtlingsströmen und Migrationsbewegungen. Nach dem Krieg gab es nur Arbeitseinkommen, mittlerweile sind die Hälfte Kapitaleinkommen. Finanziert wird unser Sozialsystem aber nach wie vor zur Gänze aus Arbeitseinkommen, eine Rechnung die so nicht aufgehen kann. Die Corona-Pandemie hat die Grenzen unseres Gesundheitssystems aufgezeigt und droht die Gesellschaft in zu spalten. Die Folgen des Überfall Russlands auf die Ukraine sind in Europa unabsehbar und bedeuten wahrscheinlich das Ende unseres gewohnten Lebens in einer globalisierten Welt.
Zeitreise von 1945 bis heute
- 1945 bis heute – Kriegsende bis Corona
Lebenslauf von 1946 bis heute
- 1946 bis heute – vom Waldviertler Dorf in die Computerwelt