Der Sport kommt ins Dorf
Herbert, ein Cousin aus Wien, übernahm den Hof meiner Großeltern väterlicherseits. Er war ein guter Fußballspieler und lernte uns Buben das Ballestern. Wir spielten am Dorfplatz, als Tore dienten uns die Böcke der angrenzenden Dorfschmiede. In der Sport-Montagszeitung verschlang ich die Sportnachrichten und bekam so den 3. Platz der österreichischen Nationalmannschaft bei der WM in Bern und die Erfolge von Toni Sailer bei der Winterolympiade in Cortina mit. Ein Quantensprung war 1957 das neue Medium Fernsehen. Beide Gasthäuser waren bei Sportübertragungen voll – auch aus der Wachau kamen die Leute, weil es dort noch keinen TV-Empfang gab. Mit dem neuen Medium Fernsehen war die große Welt auch im kleinen Dorf angekommen
Freizeit am Land
Am Land gab es in jedem Dorf jährlich einen Kirtag mit Marktständen und Tanzmusik am Abend und alle 2 Jahre das Wachauer Volksfest. Ende der 60er kamen die ersten Diskotheken auf. Einen Zirkus erlebte ich zum ersten Mal in Krems und als erstes Theaterstück sah ich den „Räuberhauptmann Grasl“ beim Gastspiel einer Wanderbühne im Dorfgasthaus. Mit meiner Mutter und der in Wien lebenden Taufpatin sah ich die Wiener Eisrevue in der Stadthalle. Im 5 km Fußmarsch entfernten Weißenkirchen gab es ein Kino, dort spielte man Heimatschnulzen, die Sissi-Trilogie und Kriegsfilme wie „Verdammt in alle Ewigkeit“ mit Frank Sinatra. Mit 16 kaufte mir mein Großvater ein Moped. Damit war ich viel in der Gegend unterwegs und erlebte im Kremser Kino James Dean und einige Westernklassiker wie die „Die glorreichen Sieben“.
Ausflüge nach Wien, ins Salzkammergut und nach Kitzbühel
Hochkultur erlebte erstmals mit der Hauptschule im Burgtheater – Josef Meinrad, Inge Konradi & Co im „Jux“ – ein Erlebnis, an das ich mich noch heute gerne erinnere. Absoluter Höhepunkt einer Wienwoche war die „Westside Story“ im Wiener Forum Kino. Im Thater an der Wien gab est in den 60ern die ersten Musicals wie „Der Mann von La Mancha“ mit Josef Meinrad und Fritz Muliar. Den Winter in den Bergen lernte ich bei einem Skikurs in Saalbach-Hinterglemm kennen. Ein Busausflug mit der Landjugend führte mich ins Salzkammergut und eine Bahnreise mit Waldviertler Freunden zum ersten Weltcup-Hahnenkammrennen in Kitzbühel (Jean-Claude Killy gewann alle Bewerbe).
Erste Auslandsreisen nach Prag, Budapest und München
Meine erste Auslandsreise führte mich 1967 mit Freunden (mit dabei Hubsi Kramer) in einem geliehenen VW-Käfer nach Prag. Die tschechische Hauptstadt war vor dem Prager Frühling 1968 durchaus mit Wien zu vergleichen. Mit unseren illegal eingeführten Tschechenkronen waren wir Kaiser. Wir dinierten im ersten Haus am Platz (kostete weniger als zu Hause ein Schnitzel), übernachteten privat und lernten mit unseren Quartiergeberinnen das Prager Nachtleben kennen. Mit diesen Erfahrungen führte mich dann die nächste Auslandsreise nach Budapest. Im September 1969 fuhr ich mit Sparkassen-Kollegen nach München zum Oktoberfest und zu einem Meisterschaftsspiel von Bayern München gegen Werder Bremen im alten Stadion in der Grünwalder Straße. Die Bayern waren 1969 das erste Mal deutscher Fußballmeister geworden. Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier waren die aufstrebenden Stars und mit Gustl Starek und Peter Pumm spielten zwei Österreicher im Team.
Freizeit in St. Pölten
In St. Pölten verbrachte ich viel Zeit mit Fußballspielen, im Bad und im Kino. In der Sparkasse gabe es eine Betriebsmannschaft. Wir spielten mindestens 10 x im Jahr und trainierten im Winter in der Halle.