Die Monarchie – von 1900 bis zum Ersten Weltkrieg
Mit rund 676.000 km² war die k.&.k. Monarchie der flächenmässig größte Staat Europas (ausgenommen Russland) und mit 52,8 Millionen Menschen (Stand 1914) der bevölkerungsmäßig zweitgrößte Staat hinter Deutschland. Die Monarchie reichte von Nordböhmen bis an die südliche Adria und vom Bodensee bis in die Karpaten. Entsprechend vielfältig waren die Nationalitäten, die zunehmend nach Selbständigkeit strebten. Heterogen war auch die Wirtschaftsstruktur, industrialisiert waren nur Österreich, Tschechien und Budapest. Die Landwirtschaft wurde in der ganzen Monarchie ohne maschinelle Unterstützung betrieben. Im heutigen Österreich waren 40 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt, in Ungarn und Galizien wesentlich mehr. Österreich-Ungarn wurde seit 1848 von Kaiser Franz Joseph regiert und spielte im Reich der europäischen Großmächte England, Frankreich, Russland und Deutschland eine eher untergeordnete Rolle, der alte Kaiser war mehr eine Symbolfigur als ein Herrscher. Die Hauptstädte Wien (Kaiserreich Österreich) und Budapest (Königreich Ungarn) gehörten zu den größten Städten Euopas. Wien erlebte einen kulturellen Höhenflug und war Magnet für Intellektuelle und Künstler aus der gesamten österreichischen Reichshälfte. In der Stadtentwicklung wurden bahnbrechende Infrastrukturprojekte wie die Hochquellwasserleitungen und die Stadtbahn umgesetzt. Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. Zwischen 1870 und 1910 hat sich die Bevölkerung durch Zuzug aus allen Teilen der Monarchie von 900.000 auf 2,1 Millionen mehr als verdoppelt. Entsprechend desolat waren die Lebens- und Wohnverhältnisse der ärmeren Schichten, die mehr als die Hälfte der Wiener Bevölkerung ausmachten. Die Folgen waren Hungerrevolten wie 1911 in Ottakring und das Erstarken der Sozialdemokratie.
- Das war die k.&.k. Monarchie – Verfassung, Geschichte, Landkarte, meine Reisen durch die Kronländer, Mitteleuropa von der Monarchie bis heute
Der Erste Weltkrieg – das Ende der Monarchie
Nach dem Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand im Juni 1914 war die Presse im Kriegsmodus („Serbien muss sterbien“) und die Kriegsbegeisterung kannte keine Grenzen. Österreich-Ungarn richtete an die Serben ein Ultimatum zur Auslieferung der Attentäter, es wurde nicht erfüllt und im August 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Die Folge war eine Kettenreaktion von Kriegserklärungen. Den Mittelmächten (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich, Bulgarien und Osmanisches Reich) stand die Entente (Frankreich, Großbritannien, Russland, Italien, Belgien, Serbien und Griechenland) gegenüber. Die Monarchie kämpfte in einem Mehrfrontenkrieg gegen Serbien/Montenegro, Russland, Italien und Rumänien. 1915 wurde Serbien besetzt, dafür trat Italien auf Seiten der Entente in den Krieg ein, 1917 folgten die USA. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde mit Russland und Rumänien ein Separatfrieden geschlossen, so verblieb als Feind nur mehr Italien. Nach der verlorenen Schlacht von Vittorio Veneto Ende Oktober 1918 und dem Rückzug der Ungarn, Tschechen, Slowenen und Kroaten war die österreichisch-ungarische Armee in einem derart schlechten Zustand, dass sich die Heeresleitung verpflichtet sah, mit allen Mitteln einen Waffenstillstand anzustreben. Mit dem Waffenstillstand vom 3. November war der Krieg auf der italienischen Front zu Ende.
- Österreich – Ungarn im 1. Weltkrieg – Krieg mit Serbien, Russland, Italien und Rumänien, der Diktatfrieden von St. Germain und Trianon.
Das Ende der Monarchie – der Rest ist Österreich
Die Ausrufung der Republik Deutschösterreich erfolgte am 12. November 1918 durch zwei Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung vor dem Parlamentsgebäude in Wien. Deutschösterreich sollte alle deutschsprachigen Gebiete der ehemaligen Monarchie umfassen, das waren neben dem heutigen Staatsgebiet auch das Sudetenland, Südböhmen, Südmähren, Südtirol und die Untersteiermark – insgesamt ca. 3 Millionen Einwohner. Im Diktatfrieden von St. Germain wurde diese Forderung abgelehnt und der Anschluss an das Deutsche Reich verboten.
Hyperinflation und Wirtschaftskrise
Der verlorenen Krieg, die hohe Reparationszahlungen an die Siegermächte und der Zerfall des einheitlichen Wirtschaftsraumes führten zu einer Hyperinflation und einer Verarmung großer Teile der Bevölkerung. Nach der Trennung Wiens von Niederösterreich begann das sozialdemokatische Wien mit dem Bau von Gemeindewohnungen, um die drückende Wohnungsnot zu lindern. Finanziert wurde das Wohnbauprogramm mit einer Wohnbausteuer, welche die Hausbesitzer zu entrichen hatten. Das verschärfte die Kluft zwischen des Sozialdemokraten und den Christlichsozialen (Vorgängerpartei der ÖVP). Die Rettung der Creditanstalt durch den Staat führte zu einer Wirtschaftskrise mit einer hohen Arbeitslosigkeit, Sozialdemokraten und Christlichsoziale standen sich unerbittlich gegenüber. Nach einem fragwürdigen Freispruch im Prozess gegen 3 Mitglieder der Frontkämpfer stürmten Demonstranten den Justizpalast. Die Auseinandersetzung mit der Polizei mit 200 Toten und Schwerverletzten war der Anfang vom Ende der Ersten Republik.
Bürgerkrieg und Ständestaat
1933 kam es zu einer fragwürdigen Selbstausschaltung des Parlaments und Bundeskanzler Dollfuss konnte eine austrofaschistische Diktatur errichten. Die Folge war der Aufstand von Teilen des sozialdemokratischen Schutzbundes im Februar 1934 mit Hunderten Toten auf beiden Seiten. Nach der Niederschlagung wurden 24 Personen zum Tode verurteilt, davon 15 begnadigt. Im Anhaltelager oder im Gefängnis saßen die Anführer der verboteten Parteien (Sozialdemokraten, Kommunisten und Nationalsozialisten), ihr Gegner war der Austrofaschismus. Im Sommer 1934 wurde Bundeskanzler Dollfuss bei einem Umsturzversuch von einem Nationalsozialisten ermordet, an seine Stelle trat Justizminister Schuschnigg.
Österreich wird zur Ostmark
Hinter dem Ständestaat stand nur ein Drittel der Bevölkerung und international nur das faschistische Italien. Als sich Mussonlini immer mehr Hitler zuwandte, musste sich Schuschnigg mit Hitler arrangieren. Er versuchte mit einer Volksabstimmung den Anschluss zu verhindern, Hitler durchkreuzte des Plan und marschierte im März 1938 in Österreich ein. Nach nur 20 Jahren war der „Staat, den keiner wollte“ zu Ende. Hitler wurde beim Einmarsch in Österreich frenetisch bejubelt und hielt auf dem Balkon der Wiener Hofburg vor einem randvoll gefüllten Heldenplatz eine von einem stürmischen Applaus begleitete Rede, mit dem Einmarsch in seiner Heimat war ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Österreich galt als lange Zeit als erstes Opfer Hitlers. 1986 veränderte die Waldhein-Affäre die offizielle Sicht auf die Rolle Österreichs vom „Ersten Opfer Nazi–Deutschlands“ zur Mitschuld am Zweiten Weltkrieg. Es ist unbestritten, dass viele Österreicher den Anschluss begrüßten, nur daraus die Mitschuld eines nicht existierenden Staates abzuleiten, werde ich nie verstehen und Kreisky hat sicher im Grab rotiert. Das ändert aber nichs an der persönlichen Schuld vieler Österreicher an den Nazi-Gräueln.
Das Deutsche Reich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Dem Großteil der Österreicher ging es rasch besser als im Ständestaat. Durch den Bau von Infrastrukturprojekten wie der Westautobahn (Planung und erster Abschnitt von der Staatsgrenze bis Salzburg-Mitte) und der Modernisierung der Industrie (vor allem am Standort Linz) sank die Arbeitslosigkeit auf nahezu Null. Das Ende der 1000 Mark – Sperre brachte den Fremdenverkehr in Westösterreich wieder in Schwung. Die Bevölkerung wurde durchorganisiert (Hitlerjugend, Bund deutscher Mädchen …) und man unternahm gemeinsam Ausflüge und Ferienlager. Viele kamen dabei zum ersten Mal aus ihrem Heimatbezirk heraus, so träumte meine Mutter im Alter noch immer von ihrer ersten Bahnreise nach Mariazell. Extrem schlecht ging es dagegen den Juden und Systemgegnern. Sie waren dem Terror der Nazis ausgesetzt, viele wurden verhaftet und manche begingen Selbstmord. Den Höhepunkt erreichte der Terror in den Novemberprogromen 1938. Der Besitz der Juden wurde gegen eine geringe Ablösesumme enteignet. Wer Glück hatte konnte fliehen, wer nicht ging einem ungewissen Schicksal in den Konzentrationslagern entgegen – nur wenige überlebten. Die politische Macht lag bei der NSDAP, andere Parteien waren nicht zugelassen. Alle entscheidenden Positionen bis hin zum kleinsten Ortsbürgermeister wurden von Parteimitgliedern besetzt.
Im August 1939 begann der 2. Weltkrieg. Die „Ostmärker“ als Bürger des Deutschen Reiches wurden zum Heer eingezogen und waren an allen Fronten in das Kriegsgeschehen involviert. Nach schnellen Erfolgen in Polen, Frankreich und der Sowjetunion kam die Angriffsmaschinerie der deutschen Truppen im Winter 1942/43 zum Erliegen und es begann der Rückzug. 1941 begann der Luftkrieg gegen England, aber bald wendete sich das Blatt. Ab 1942 flogen die Allierten Bombenangriffe auf militärische Infrastruktur und zivile Ziele in Deutschland und Österreich. Der Lufkrieg forderte auf deutscher Seite ca. eine halbe Million zivile Opfer und legte deutsche und österreichische Städte in Trümmer. Die Alliierten landeten im Sommer 1944 in Nordfrankreich und begannen von dort ihren Vormarsch nach Deutschland. Italien schied 1943 aus dem Krieg aus, dort befand sich die deutsche Armee im Rückzug genauso wie in Jugoslawien, wo die Partisanen die Macht ergriffen. Die Rote Armee griff von Osten an und vertrieb dabei die deutschsprachige Bevölkerung aus den Gebieten, die der Sowjetunion und Polen zugesprochen wurden (Ostpreussen, Schlesien …). Im Mai 1945 war der deutsche Widerstand gebrochen, Hitler beging am 30. April Selbstmord und die deutsche Heeresführung kapitulierte am 8. Mai. Der Zweite Weltkrieg war zu Ende und forderte auf österreichischer Seite fast eine Viertelmillion Opfer (100.000 Soldaten und 130.000 Zivilisten).
Österreichische Geschichte von 1945 bis 1969
- Österreichische Geschichte von 1945 bis 1969 – Nachkriegselend, Besatzungszeit, Sozialpartnerschaft und Proporz, Wiederaufbau und Marshalplan, der Staatsvertrag – Österreich ist frei !, die österreichische Identität, Ungarnaufstand und Prager Frühling, Modernisierung der Landwirtschaft, Wirtschaftswunder, die Gesellschaft wird mobil.