Franz ANGELO Gruber

So hat sich mein Leben verändert

Geburtshaus Weinzierl/Walde, Brunn/Gebirge am Platengrund, Wien-Mauer, Wien bei Alterlaa

Geburtshaus Weinzierl/Walde, Brunn/Gebirge Am Platengrund, Wien-Mauer, Wien bei Alterlaa

Vom Elternschlafzimmer zur 4-Zimmer-Wohnung

Als Kind lebte ich mit Großeltern, Eltern und meiner Schwester in 2 Schlafzimmern und einer kleinen Küche.  Geheizt wurde mit dem Küchenherd, WC und Dusche gab es nicht und  das Trinkwasser holten wir vom 500 Meter entfernten Dorfbrunnen. Das einzige Elektrogerät war ein Radio. Waschmaschine, Kühlschrank und Fernsehapparat kamen erst später dazu. Von Weinzierl übersiedelte ich 1966 in das Kolpingheim St. Pölten. Meine erste eigene Wohnung war dann 1972 eine 50 m2 große Mietwohnung mit Kachelofen beim Wiener Naschmarkt. Mit meiner Partnerein und dem ersten Kind bezogen wir 1976 eine 70 m2 große Eigentumswohnung mit Gas-Etagenheizung in Brunn am Gebirge – natürlich mit Gasherd, Kühlschrank und Waschmaschine. Die Wohungseinrichtung machte uns der Tischler noch persönlich. Ein Zimmer je Kind war in den 70ern zum Standard geworden und so wechselten wir 1986 mit dem dritten Kind in ein 6-Zimmer-Reihenhaus in Wien-Mauer, die meisten Möbel nahmen wir mit. Das Reihenhaus in Wien-Mauer war nach dem Wegzug der Kinder zu groß geworden und so übersiedelten wir 2007 an die Liesing in die Nähe von Alterlaa. Diese Wohnung haben wir mit Ausnahme der Küche mit Wegwerfmöbeln von IKEA  eingerichtet.  Im Heimatort Weinzierl wohnten wir zuerst bei den Schwiegereltern und dann von 1979 bis 2002  in einem von uns adaptierten ehemaligen Arzthaus mit satten 150 m2 auf einer Ebene. Geheizt haben wir das ganze Haus mit einer zentralen Kohleheizung.  Im Laufe meines Lebens brachte ich es auf 8 Wohnadressen in 4 verschiedenen Orten.

Essen damals und heute

Aufgewachsen bin ich in der Selbstversorgerwirtschaft eines kleinen Bauerndorfes. Milch, Brot und Fleisch kam aus der eigenen kleinen Landwirtschaft (2 Kühe, 2 Ziegen, Schweine und Hühner), Zucker gab es gegen Lebensmittelmarken beim Greisler und gekocht hat  meine Mutter. Besondere Delikatessen waren das Zicklein zu Ostern und der Truthahn zu Weihnachten, beides natürlich aus der eigenen Tierhaltung. Nach meiner Übersiedlung aß ich zuerst im Kolpingheim in St. Pölten und dann in den Gasthäusern im Pielachtal und Traisental. Ein gutes 3-gängigs Menü kostete 1968 mit einem Seidel Bier 15 Schilling (knapp über 1 €).  Das erste Steak leistete ich mir 1967 im besten Hotel in Prag, mit illegal eingeführten Tschechenkronen günstiger als das  Schnitzel zu Hause. Die italienische Küche und den italienischen Wein genoß ich in Südtirol und bei meinen weiteren Italienreisen. In der SPARDAT hatten wir eine sehr gute Kantine und auf meinen Dienstreisen durch Österreich lernte ich viele gute Lokale kennen. Zu Hause kochte meine Partnerin für mich und die Kinder.  In der Wachau, in Brunn am Gebirge und dann in Wien-Mauer waren wir oft  beim Heurigen anzutreffen. Durch den Weinskandal in den 80ern hatte sich die Weinqualität entscheidend gebessert und ich kaufte meine Weinvorräte beim Winzer oder im Handel. Auf meinen Reisen lernte ich kulinarische Vierfalt kennen, besonders angetan haben es mir die Tapas in Spanien. Man trinkt ein Glas Wein an der Bar und isst dazu kleine Happen, das habe ich in dieser Form sonst nirgends erlebt. Zu Hause werde ich jetzt von  meine Partnerin sehr gut und vielfältig bekocht. Wir achten auf die Qualität unserer Lebensmittel und kaufen viel auf Bauernmärkten ein. Selten, aber doch essen wir ausser Haus in einem Restaurant oder bei einem Heurigen.

Meine Bildung und die Ausbildung unserer Kinder

Nach dem Besuch der zweistufigen Volksschule in Weinzierl ermöglichten mir meine Großeltern und Eltern unter Opfern eine gute Schulbildung (Hauptschule und Handelsakademie) als Eintritt in ein besseres Leben, so wie es die Sommerfrischler im kleinen Dorf vorlebten. Aus Weinzierl fuhren wir zu dritt in die Hauptschule nach Krems Der Bus  ging um 5:00 in der Früh, der Unterricht begann am Anfang oft erst um 13:00 und der letzte Bus in einen 6 km entfernten Nachbarort fuhr um 17:30 zurück. Dort holte mich mein Vater mit dem Motorrad ab. Die Busverbindung nach Krems besserte sich mit den Jahren, war aber auch in den 60ern  noch immer mühsam und teuer. Für meine Familie bedeutete es eine enorme Anstrengung, mir den Besuch der Hauptschule  und der Handelsakademie zu ermöglichen. Ohne diese Unterstützung wäre meine spätere Laufbahn nicht möglich gewesen. Mit der Handelsakademie-Matura, dem Eintritt in die Sparkasse und Übersiedlung nach St. Pölten war ich endlich im anderen Leben angekommen und hatte damit die Erwartungen meiner Eltern erfüllt. Meine Partnerin besuchte in Krems eine berufsbildende mittlere Schule und legte dann die Meisterpüfung ab.  Eine gute Ausbildung war für unsere Kinder bereits eine Selbstverständlichkeit und durch den Wohnort Wien einfach möglich. Sie besuchten das Gymnasium oder die Mittelschule, studierten im zweiten Bildungsweg oder besuchten berufsbildende Höhere Schulen.

Vom Sparkassenangestellten zum Betreiber einer Internet-Plattform

Ich erlebte Ende der 60er in einer Sparkasse noch die alte Bankenwelt und habe dann als Anwendungsentwickler in der IT-Tochter des Sparkassensektors 33 Jahre lang den Weg von der Lochkarten-Zeit in die Internet-Ära aktiv mitgestaltet. Danach versuchte ich mein Glück als Selbständiger in der boomenden Internet-Branche. Die Karriere in der SPARDAT war ein Selbstläufer und genau so stellte ich mir den Aufbau der Internet-Plattform einfach-internet vor. Aber die rasch wachsende Internet-Branche mit ständig wechselnden Rahmenbedingungen war nicht das Richtige für einen alternden EDV-Pionier. Auch der Neuaufbau eines Smartphone-geeigneten Web-Auftritts mit Einbindung von Social-Media brachte nicht die erhofften Zugriffszahlen. Übrig geblieben sind einige gut gelungene Webseiten (142.000 Seitenaufrufe), ein laufend bespielter Facebook-Account (28.000 Abonnenten, 44.000 Reichweite),  12.000 youtube-Aufrufe mit einer Wiedergabezeit von 93 Stunden  und die Erkenntnis, dass das Internet heute grundlegend anders funktioniert, als es beim Start meines Internet-Projekts 2003 der Fall war. Meine Partnerin ist nach 20 Jahren Haushalt und Kindererziehung wieder ins Berufsleben eingestiegen und hat über das Pensionsalter hinaus in der Textilbranche gearbeitet.

Vom Bargeld zum Electronic Banking

Meine ersten Gehälter erhielt ich im Lohnsackerl. Das erste Gehaltskonto legte ich bei der Sparkasse St. Pölten an, das war selbst als Bankangestellter keine Selbstverständlichkeit. Beim Wechsel in die SPARDAT 1970 war ein spesenfreies Gehaltekonto bei der Girozentrale bereits ein Muss. Damit konnte ich Überweisungen tätigen und Geld vom Konto in der Firma beheben. Mit der Einführung der Eurocheque-Karte in den 70ern war es dann möglich, europaweit mit Schecks Bargeld bis zu einem Höchstbetrag beheben. Ab 1980 konnte ich mit meiner ersten Kreditkarte fast überall im In- und Ausland bezahlen.  Trotzdem war es bei Auslandsreisen sinnvoll, Bargeld in fremder Währung mitzunehmen. Heute unvorstellbar: damals hatte jedes europäische Land seine eigene Währung (Schilling, DM, Lire …) Mit der Bankomatfunktion konnte ab 1980 Geld österreichweit rund um die Uhr behoben werden. Als nächste Entwicklungsschritte folgten Bankomat-Kassen und weltweite Auslandsbehebungen. Anfang 2000 habe ich so mit meiner Bankomatkarte bei einem Bankomat in Patagonien chilenische Pesos behoben. Zur Sicherheit hat mir der Filialleiter in der Geiselbergstraße die Mitnahme von Dollar-Reiseschecks empfohlen. Die Reiseschecks habe ich nicht gebraucht, der Dollar ist ordentlich gestiegen und so wurde meine Südamerika-Reise um einiges billiger. Ab den 80ern hatte ich auch ein Wertpapierdepot. Die Auftragserteilung war mühsam und mit viel Papierkram verbunden. Das änderte sich 1996 mit der Einführung des Electronic Banking. Ab jetzt wickle ich alle Transaktionen online ab und habe jederzeit Zugriff auf alle Konteninformationen. Meine Partnerin und ich nützen das Gehaltekonto seit über 50 Jahren und können uns ein Leben ohne Electronic Banking nicht mehr vorstellen.

Unterwegs damals und heute

Als Kind ging ich zu Fuß  in das 5 km entfernte Weißenkirchen zum Zahnarzt, Friseur und Schuster. In die Hauptschule nach Krems ging es um 5 Uhr Früh mit dem Autobus und zurück teilweise erst am Abend in das 6 km entfernte Obermeisling. Von dort holte mich mein Vater mit dem Motorrad ab. Mit 16 kaufte mir mein Großvater ein Moped. Damit machte ich die Umgebung unsicher, fuhr ins Kino nach Krems und im Winter 1965/66 in die Kaserne nach Allentsteig. Nach dem Bundesheer hatte ich genug vom Pendeln und übersiedelte nach St. Pölten und später nach Wien. Mein erstes gebrauchtes Auto kaufte ich mit 26 und fuhr damit nach Südtirol in den Urlaub. Unzählige Urlaube mit den Kindern, Reisen ins benachbarte Ausland und  Fahrten ins Wochenendhaus in Weinzierl am Walde folgten. Dabei habe ich insgesamt 1 Mio Kilometer zurückgelegt. Auch die Zeit, die ich im Zug verbrachte kann sich sehen lassen. Zuerst von St. Pölten in die Filialen im Pielachtal und Traisental und dann nach Wien. Die SPARDAT (Sparkassen-Datendienst) , wo ich den Großteil meines Berufslebens verbrachte, hatte Standorte und Kunden in ganz Österreich. Viele Dienstreisen (mit dem Zug und teilweise mit dem Flugzeug) führten mich nach Linz, Salzburg, Innsbruck, Dornbirn, Klagenfurt und Graz. Meine erste Flugreise unternahm ich 1971 nach Mallorca. Viele weitere Flüge in Europa und nach Übersee sollten folgen. Die weitesten Auslandsreisen führten mich ins Andenhochland nach Bolivien und Peru, nach Patagonien im äussersten Süden Südamerikas (Chile und Argentinien) und nach Kenia und Tansania. Nach meiner SPARDAT-Zeit bereiste ich gemeinsam mit Martha die europäischen  Metropolen, New York, Israel, den Iran und Marokko. Den europäischen Norden lernten wir auf Kreuzfahrten kennen. Die schönste Bahnreise war eine Fahrt mit dem Glacier Espress von St. Moriz nach Zermatt und weiter mit der Zahnradbahn aufs Gornergrat (3.000 Höhenmeter) mit Blick  auf unzählige 4000er – u.a. Matterhorn und Monte Rosa. In den letzten Jahren besuchte ich alle Kronländer der Donaumonarchie. Eine umfassende  Dokumentation darüber gibt es auf meinem Blog das war  die k.&.k. Monarchie. In Summe habe ich zu Fuß, mit Öffis, mit dem Auto und mit dem Flugzeug über 2 Mio. Kilometer zurückgelegt.

Vom Radio zum „Fernsehen, wann ich will“

Radiohören war im Dorf ein Minderheitenprogramm und beschränkte sich meist auf den Wetterbericht.  Mitte der 50er-Jahre gab es dann in den beiden Gasthäusern die ersten Fernsehapparate – bei Übertragungen aus der Löwingerbühne war dort das ganze Dorf versammelt. Meine erste Berührung mit dem neuen Medium hatte ich 1958 bei der Ski-WM in Badgastein (mit Toni Sailer & Co.) und der Fußball-WM 1958 in Schweden (mit Happel, Hanappi & Co.). Es gab nur ein Programm mit einer beschränkten Sendezeit und noch keine flächendeckende Versorgung.  So war in der Wachau  Ende der 50er Jahre kein TV-Empfang möglich. Sportinteressierte aus Weißenkirchen pilgerten 5 km nach Weinzierl zu den Fernsehübertragungen. Mich interssierten eigentlich nur die Sportüberragungen und Krimiserien. Das meiste sah ich im Gasthaus und dann im Kolpingheim in St. Pölten. Als  ersten eigenen Fernsehapparat hatten wir in Brunn am Gebirge ein kleines Schwarz-Weiss-Portable. Erst in Wien-Mauer leisteten wir uns ein B&O-Farbfernsehgerät und Anfang der 2000er einen Flachbildschirm. Mein Interesse beschränkt sich heute im wesentlichen auf Sportübertragungen, gute Krimis und Polit-Magazine. Die letzte Errungenschaft war 2020 war der Umstieg von einer Gemeinschaftsantenne auf ein  Gesamtpaket mit WLAN-Anschluss und Entertainment-Box. Damit können alle Sendungen eine Woche lang angesehen werden. Damit ist „Fernsehen wann ich will“  möglich geworden.

Von der Zeitung zum Internet

Fast alle Haushalte in Weinzierl lebten von der Landwirtschaft und waren Mitglieder der ÖVP-Teilorganisation Bauernbund. Dessen Wochenzeitung „der Bauernbündler“  war für die meisten die einzige Informationsquelle. Einige wenige lasen zusätzlich eine Bezirkszeitung, meine Mutter eine wöchentliche sozialdemokratische Frauenzeitschrift und ich kurz eine kommunistisch angehauchte Kinderzeitung. Am liebsten las ich die Sportberichte in der Montagszeitung, die mein Cousin beim Greisler kaufte. Ab den 60ern kaufte ich mir die Tageszeitungen selbst. Abonniert hatte ich lange das Nachrichten-Magazin „Profil“ und ab Anfang der 2000er den „Standard“.  Das Internet war ein Quantensprung in der Informationsbeschaffung. Aufgrund meines Berufes war ich von Anfang an dabei. Die Möglichkeiten des neuen Mediums wurden mit auf meiner Patagonienreise 2000 bewusst. Auch an diesem entlegenen Winkel der Welt konnte ich die Geschehnisse in der Heimat (Regierung Schüssel 1) verfolgen und mit meinen Kindern Kontakt aufnehmen. Das erste Smartphone kaufte ich dann 2008 und wurde von allen Feunden bestaunt. Die universellen Möglichkeiten sind mir erst im Laufe der Zeit wirklich bewusst geworden. Heute verwende ich das Smartphone als Informations- und Kommunkationsmedium, als universellen Ratgeber,  als Fotoapparat, als Kalender und last but not  least auch als Telefon.   

Von der Telefonzelle zum Smartphone

Zum ersten Mal telefoniert habe ich beruflich in den 60ern. Für Anrufe ging ich zum Telefon in der Posthilfsstelle im Dorfgasthaus. Das erste private Telefon war 1975 ein Vierteltelefon (ein gemeinsamer Anschluss für vier Haushalte) in der Wohnung in Brunn am Gebirge. Den ersten Vollanschluss hatten wir dann in Wien-Mauer. Mit dem ersten Handy liess ich mir bis Anfang der 2000er Zeit, um nicht ständig beruflich erreichbar zu sein. Als Preis für die Erreichbarkeit war der Dienstgeber großzügig bei der Verwendung für private Zwecke und das auch im Ausland. Die Handys hatten nur eine eingeschränkte Tastatur, das Schreiben von SMS war eine Kunst. Mein erstes Smartphone war dann 2008 ein iPhone 3G, damals erst ein Jahr am Markt und deshalb eine Sensation. Die Grundfunktionen haben sich seither nicht wesentlich geändert, nur die Anzahl der verfügbaren Apps ist explodiert. Heute ist das Smartphone nicht nur Handy, sondern auch unentbehrliches Werkzeug im täglichen Leben.  Durch die sozialen Medien bleiben alte Kontakte aufrecht es und ergeben sich neue. Besonders angetan hat es mir das Fotografieren.  Damit halte ich besondere Momente fest und teile sie in den sozialen Medien.   

Von der Bauernbühne zur Hochkultur

Ich bin am Land aufgewachsen. Dort gab es in jedem Dorf jährlich einen Kirtag mit Marktständen und Tanzmusik am Abend. Zum alle 2 Jahren stattfindenden Wachauer Volksfest musste man unbedingt hin. Den ersten Zirkus erlebte ich in Krems und als erstes Theaterstück sah ich den „Räuberhauptmann Grasl“ beim Gastspiel einer Wanderbühne im Dorfgasthaus. Hochkultur erlebte ich dann in der Hauptschule im Burgtheater  – Josef Meinrad, Inge Konradi & Co im „Jux“ – ein Erlebnis, an das ich mich noch heute gerne erinnere.  Mit meiner Mutter und mit der in Wien lebenden Tante war ich bei der Wiener Eisrevue. Die ersten Filme sah ich im 5 km Fußmarsch entfernten Weißenkirchen. Man spielte Heimatschnulzen und Kriegsfilme wie „Verdammt in alle Ewigkeit“ mit Frank Sinatra.  Mit dem Moped erlebte ich dann in Krems James Dean und einige Westernklassiker wie die „Die glorreichen Sieben“. Absoluter Höhepunkt einer Wienwoche war die „Westside Story“ im Wiener Forum Kino. Im Thater an der Wien hielt in den 60ern das Musical Einzug. „Der Mann von La Mancha“ mit Josef Meinrad und Fritz Muliar ist mir noch heute in Erinnerung. Wien war in den 80ern eine Theaterhochburg. Wir sahen die besten Produktionen von Hans Gratzer im Schauspielhaus (Rocky Horror Picture Show, Elvis, Piaf ….), die ersten Regiearbeiten von Claus Peymann im Burgtheter (Hermannschlacht, Richard III, Peer Gynt …) und Arbeiten von Andre Heller wie das poetische Cabaret Flic Flac und die Shows Begnadete Körper und  Body and Soul. Wir waren jährlich bei den Wiener Festwochen und sahen dort Höhepunkte wie  das Stationentheater „Alma“ von Paulus im Sanatorium Purkersdorf, die „Riesen vom Berge“ im der Kirche am Steinhof und „Carmen“ in der Inszenierung von Ruth Berghaus im Theater an der Wien. Wir waren im Laufe der Zeit in vielen Wiener Museen und haben Kunst-Blockbuster im KHM, der Albertina und dem Leopold Museum gesehen. Das Museum der Stadt Wien schärfte mit seinen Ausstellungen über das Fin des siecle („Wien um 1900“) und die 30er Jahre („Kampf um Wien“) unser Geschichtsverständnis.  Meine Zeit in Salzburg nutzten wir für Besuche bei den Festspielen, die „Zauberflöte“ in der Felsenreitschule in der Inszenierung von Achim Freyer war eines unserer größten Opernerlebnisse . Spät aber doch hat es uns die Oper angetan. Wir waren oft in der Staatsoper, in der Volksoper, im Theater an der Wien und in der Oper in der Krypta. Bei unseren Auslandsreisen besuchten wir nicht nur große Museen, sondern auch große Opernhäuser wie die Scala in Mailand, die Semperoper in Dresden und die Met in New York. Was der Kirtag am Land war, ist heute das Wiener Donauinselfest.

Fit ins hohe Alter

In meiner Jugend ging ich mit mit meiner Gesundheit grob fahrlässig um. Ich begann früh zu rauchen und zu trinken. Mit 30 stellte mich der Internist dann vor die Alternative: aufhören oder die Jahre sind gezählt. Ich entschied mich für das Aufhören und begann mit dem Laufen, damals noch eine absolute Seltenheit. Mit den Waldviertler Lauffreunden Uli und Josef  startete ich bei den Läufen der Marathonlegende  Dolfi Gruber im Wiener Prater und erlebte die Anfangszeit des Skilanglaufs in Gutenbrunn. Ich war bei großen Schi-Volkslangläufen dabei und mit meinem Wiener Lauffreund Rudi beim Karwendelmarsch und beim 1. Wiener City-Marathon. Ende der 80er war Schluss mit dem Laufen und ich stieg auf das Mountain-Bike und später auf Wandern und Fitness-Center um. Die Entscheidung für ein gesundes und aktives Leben hat  meine Lebenserwartung signifikant gesteigert.

Nie wieder Krieg !

Nach dem Schrecken zweier Weltkriege war dauerhafter Frieden das oberste Gebot. Österreich hatte sich 1955 zur immerwährenden Neutralität verpflichtet, einer der Eckpfeiler der österreichischen Identität. Als Reaktion auf die beiden Weltkriege, die in Europa begonnen hatten, kam es zur Gründung der Europäischen Union als großes Friedensprojekt. Die Jugendbewegungen der 60er und 70er standen im Zeichen des Friedens und auf Friedensmärschen wurde gegen die Wiederaufrüstung protestiert. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs schien der ewige Frieden nach Europa gekommen. Das wiedervereinigte Deutschland unter Schröder und Russland unter Putin setzten auf ‚“Wandel durch Handel“, das brachte beiden Länder große wirtschaftlichen Vorteile. Getrübt wurde Friedenstraum von der NATO-Expansion nach Osten, die Putin als Bedrohung für Russland empfand. Eskaliert ist der Konflikt dann beim Kampf um die Ukraine. Russland okkupierte die Krim und unterstützte die Abspaltungstendenzen der mehrheitlich  russischsprachigen Ostukraine. Die Friedensbemühungen scheiterten und Russland marschierte in der Ukraine ein. Seither tobt ein erbitterter Kampf zwischen der vom Westen massiv unterstützen Ukraine und Russland. Damit ist der über 70-jährige Frieden in Europa (ausgenommen die Kriege im zerfallenden Jugoslawien) zu Ende und droht den Kontinent in den Abgrund zu reissen. Die letzte Chance ist eine europäische Friedensordnung unter Einbeziehung von Russland.

  •  Krieg oder Frieden in Europa – die EU von der Friedensunion zur Kriegspartei, die Geschichte des Ukraine-Konflikts und seine Folgen für Europa, Lösung Europäische Friedensordnung, Link und Buch zum Thema. 

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