Österreich 1945 bis heute

Weinzierl am Walde anno dazumal

Weinzierl am Walde wurde im Mittelalter als Weinarbeiterdorf für die Weingüter in der nahen Wachau besiedelt. Die Einwohner hatten einen Bauernhof als Lehen und mussten dafür in den Weingärten arbeiten und Naturalien im Schloss Dürnstein abliefern. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahr 1848 gingen die Höfe in das Eigentum der Bauern über.

Ackern mit Pferden, Bauernhof mit Ochsengespann, Pferdeschlitten, Heuernte

Ackern mit Pferden, Bauernhof mit Ochsengespann, Pferdeschlitten, Heuernte

Bäuerliches Leben

Das bäuerliche Leben hat sich über die Jahrhunderte nichts geändert. Ausser Pflug, Egge, Sense und Dreschflegel gab es keine landwirtschaftlichen Geräte. Nutztiere waren Rinder, Schweine und Hühner. Traktoren und Autos gab es keine, Zugtiere waren Ochsen, Pferde und auch Kühe. Am Hof lebten im Schnitt 10 Bewohner – neben den Besitzern und deren Kindern noch oft die Altbauern, unverheiratete Geschwister und Dienstboten. Die Bauernhöfe waren Selbstversorger, Schweine wurden am Hof geschlachtet und das Fleisch geräuchert. Brot wurde mit dem geernteten Getreide selbst gebacken. Obst und Gemüse kamen aus dem eigenen Garten und das Heizmaterial für den Küchenherd (ein Kachelofen war Luxus) aus dem eigenen Wald. Abfälle wurden an das Vieh verfüttert oder kompostiert, durch die Kreislaufwirtschaft war Müll ein Fremdwort. Im Ortsgebiet wurde an der Krems ein Flusskraftwerk errichtet und so konnte Weinzierl bereits kurz nach dem ersten Weltkrieg an das Stromnetz angeschlossen werden. Damit war der erste Schritt weg von der reinen Handarbeit getan. Dreschmaschinen und Kreissägen erleichterten die Arbeit, Wohnräume und Ställe  wurden beleuchtet

Leben im Dorf

In Weinzierl gab es eine Kirche mit Pfarrhof, eine achtklassige Volksschule, eine Arztpraxis, ein Postamt mit dem einzigen Telefonanschluss, einen Schmid, einen Tischler, einen Dorfbrunnen und zwei Viehtränken. In den beiden Gasthäusern trafen sich die Bauern am Abend und am Sonntag nach der Messe. Die Durchzugsstraße und die Wege waren geschottert. Die Kinder besuchten die achtklassige Volksschule und verdingten sich nach dem Ende der Schulpflicht am elterlichen Hof oder als Dienstboten im Ort und der näheren Umgebung. Der Höhepunkt des Jahres war der jährliche Kirtag mit Marktständen  und Tanzmusik am Abend. Hie und da kam eine Wanderbühne vorbei und spielte im Gasthaussaal Bauernstücke.  In die Bezirkshauptstadt Krems verkehrte ein Postbus um 5 Uhr in der Früh – Alternative war ein Fußmarsch zum Bahnhof in Weißenkirchen. Im Sommer kamen einige Urlauber aus Wien zur Sommerfrische, sicher auch um der prekären Versorgungslage in der Stadt zu entfliehen. Weinzierl war gemeinsam mit dem kleinen Nachbardorf Maigen eine eigenständige Gemeinde.  Das Sagen im Ort hatten der Bürgermeister, der Pfarrer, der Schuldirekor und die größeren Bauern. Am unteren Ende der Hierarchie standen die Kleinhäusler und die Dienstboten. 

Zeitreise ab 1945